
Was ist Streuobst?
Streuobst steht für sonnengereifte, naturbelassene Früchte, schattenspendende Obstbäume, Genuss und Wohlbefinden, regionale Produkte, Artenvielfalt, Landschaft voller Sinneseindrücke, Tradition und Umweltbewusstsein und Blütenpracht. Streuobst bedeutet aber auch Handarbeit, eine Portion Idealismus, Ausdauer und Naturverbundenheit.
Streuobstbäume sind wichtiger Teil unserer Kulturlandschaft - sie sind aber auch ein wertvolles Kulturerbe, das Genuss, Naturerlebnis und Nachhaltigkeit vereint. Streuobstbestände prägen unzählige Regionen in Österreich und bieten Lebensraum für tausende Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig schenken sie uns köstliche, einzigartige Früchte. Engagierte Menschen machen daraus hochqualitative, innovative Produkte. Streuobstbäume brauchen unsere Pflege und Wertschätzung, um erhalten zu bleiben. Mit ihrem Beitrag zur Biodiversität und ihrer Bedeutung für das kulturelle Selbstverständnis in vielen Regionen sind sie unverzichtbar!
Streuobstbestände setzen sich aus verschiedenen großkronigen Obstbäumen zusammen. Typisch sind eine hohe Obstarten- und Obstsortenvielfalt sowie unterschiedliche Altersklassen. Streuobstbäume können auf Wiesen, in Gärten, auf Ackerflächen, in Weingärten, als Baumzeilen und Alleen, als Haus- und Hofbäume sowie als Einzelbäume in der Landschaft vorkommen.
Alle Bäume, die essbare bzw. verarbeitbare Früchte hervorbringen, zählt man zu der Gruppe der Obstgehölze. Das sind neben den Apfel, Birnen oder Zwetschkenbäumen auch seltenere Arten, wie Maroni oder Speierling. Streuobstbäume werden durch einen naturnahen Schnitt gepflegt. Der Ansatz der Leitäste ist so gewählt, dass ihre Stammhöhe eine Unternutzung der Fläche ermöglicht, z.B. als Wiese oder Weide. Diese Form der Landnutzung, in der Obstbäume unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten in der Landschaft „verstreut“ sind, nennt man Streuobstbau oder Streuobstanbau. Stehen die Bäume in einem umschlossenen Garten und sind sie insgesamt niedriger oder wird die Fläche unter den Bäumen nicht zur Tierhaltung genützt, dann wird von einem Hausobstgarten gesprochen. Auch landschaftsprägende Elemente, wie Obstbaumalleen oder freistehende Einzelbäume zählen zum Streuobst. All diesen Anbauvarianten von Obstbäumen ist gemeinsam, dass die ausgewachsenen Bäume ohne einen Unterstützungspfahl freistehend sind.
Im österreichischen Agrar-Umwelt-Förderprogramm ÖPUL gelten als Streuobstbäume: stark wüchsige und großkronige Hoch- oder Halbstammbäume der Obstarten Apfel, Birne, Eberesche, Elsbeere, Quitte, Kirsche, Weichsel, Marille, Pflaume, Ringlotte, Kriecherl oder Zwetschken, Kornelkirsche sowie ab 2025 auch Maulbeere und Pfirsich. Die Bäume können einzeln, in Gruppen oder Reihen stehen und gleichmäßig oder ungleichmäßig auf der Fläche verteilt sein. Dauerhafte Stützgerüste, die mehrere Bäume umspannen, sind nicht zulässig.
In der „Österreichischen Streuobstdefinition“ (veröffentlicht 2017) hat die ARGE Streuobst alle wichtigen Merkmale zusammengestellt, die ein Bestand aufweisen muss, um als „Streuobst“ zu gelten.
Streuobst-Definition für Österreich
Vorbemerkungen
Streuobst im weiteren Sinne ist in vielen obstbaulich genutzten Gebieten Europas zu finden. Die regionale Ausformung ist abhängig von naturräumlichen Gegebenheiten, sowie beeinflusst von soziokulturellen und ökonomischen Faktoren. Die vorliegende Definition beschreibt den Streuobstbau in Österreich.
Allgemeine Definition
Streuobstbestände setzen sich aus verschiedenen Obstbäumen zusammen, die in klassisch großkroniger Form erzogen werden und ohne dauerhafte Unterstützung freistehend sind. Als Obstbaum ist dabei jedes Gehölz zu verstehen, das auf naturgemäß erzogenen Kronen, essbare bzw. verarbeitbare Früchte trägt, d.h. es erfolgen Erziehungs- und Schnittmaßnahmen, die sich an den natürlichen Formen der unterschiedlichen Gehölze orientieren. Wesentlich sind, jeweils in unterschiedlicher Ausprägung, eine hohe Obstarten- und Obstsortenvielfalt, unterschiedliche Stammhöhen und Wuchsformen, sowie unterschiedliche Altersklassen im Bestand. Die Verteilung der Obstarten und Obstsorten ist regionaltypisch. Streuobstbäume finden sich unter anderem als Obstbäume auf Grünland (Streuobstwiesen), in Gärten, auf Ackerflächen, in Weingärten, als Baumzeilen und Alleen, als Haus- und Hofbäume sowie als Einzelbäume in der Landschaft. Pflege und Bewirtschaftung: Streuobstbestände werden umweltverträglich, extensiv und standortgerecht bewirtschaftet. Dies erfordert eine nachhaltige Strategie bei der Baumpflege, Unternutzung, Ernte und Düngung sowie beim Pflanzenschutz. Chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel kommen in der Regel nicht zum Einsatz.
Multifunktionalität des Streuobstbaues
Streuobstbestände sind ein Teil der Kulturlandschaft, sie sind vom Menschen geschaffen. Ihr Weiterbestand ist nur gesichert, wenn sie gepflegt und bewirtschaftet werden. Es handelt sich um Nutzökosysteme, in denen die Wertschöpfung aus der Obstproduktion und diversen Nutzungen der Fläche unter den Bäumen (Unternutzungen) erzielt wird. Die Produktion von Obst und die Unternutzung dienen sowohl als Einkommensquelle als auch der Selbstversorgung. Der Streuobstbau ist nachhaltig und ressourcenschonend und erbringt wesentliche Wohlfahrtswirkungen: Er ist landschafts- und ortsbildprägend, identitätsstiftend, schafft und erhält Lebensräume für Pflanzen- und Tiere und dient der Erholung und dem Tourismus. Der Streuobstbau ist zudem ein wesentlicher Faktor für die Erhaltung der Biodiversität und der Sortenvielfalt im Obstbau. Im Sinne der Nachhaltigkeit, ist ein Gleichgewicht zwischen Ökologie, sozialer Gerechtigkeit und Ökonomie anzustreben. Die Erhaltung und Bewirtschaftung der Streuobstbestände soll daher ein entsprechendes Einkommen ermöglichen.