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Wiedehopf Obstbaum

Streuobstwiesen sind ein Hotspot der Artenvielfalt


In Streuobstwiesen sind rund 2.000 Obstsorten sowie 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu finden. Das Schlaraffenland für WiedehopfSmaragdeidechse und Kleine Hufeisennase uvm. ist jedoch stark bedroht: Zwischen 1965 und 2000 verzeichnete man in Mitteleuropa einen Rückgang von bis zu 80 Prozent der Flächen!

 

Ökosystem Streuobstwiese

Die hohe Strukturvielfalt in den drei Stockwerken der Streuobstbestände sorgt dafür, dass Streuobstwiesen zu begehrten Brut-, Nahrungs-, und Lebensräumen zählen. Dabei gilt, je älter und größer die Streuobstbäume sind, desto mehr Tier- und Pflanzenarten beherbergen sie. Idealerweise sind in einer Streuobstwiese mindestens rund 200 Streuobstbäume um als kleinräumiges Ökosystem zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zu beherbergen. Allerdings kommt auch dem einzelnen „isolierten“ Streuobstbaum eine besondere Bedeutung zu, da er als „Trittstein“ zum Erreichen entfernter Populationen dienen kann. 

 

Das unterste Stockwerk - die Wiese

In klassischen Streuobstwiesen kommen bis zu 80 Pflanzenarten vor, davon viele Pflanzenarten, die im Intensivgrünland mittlerweile schon selten sind. Die Artenvielfalt der Tiere ist noch größer als die der Pflanzen. Da auch viele Wiesenbewohner an bestimmte Wirtspflanzen gebunden sind, verwundert es nicht, dass die Zahl der Tierarten mit der Anzahl der Pflanzenarten zunimmt. Diese Artenvielfalt ist allerdings auch gekoppelt an die Bewirtschaftung der Wiese. Nur wenn die Wiesen gemäht und das Mähgut abtransportiert wird, bildet sich die Artenvielfalt. 

 

Das mittlere Stockwerk - der Stamm und auch dickere Äste. 

Der Stamm dient bei verschiedenen Tierarten als Brut- und Nahrungsraum. Dabei kommen den vorhandenen Baumhöhlen älterer Streuobstbäume oder aber auch morschen dickeren Ästen die größte Bedeutung zu. Hinzu kommt, dass Obstbäume früher Baumhöhlen ausbilden als andere Baumarten. Die Höhlen werden zwar meist von Spechten gezimmert aber gerne von Siebenschläfer, Haselmäusen, Insekten, Fledermäuse und vielen Vogelarten genutzt. Besonders hervorzuheben sind hier u.a. die bereits stark gefährdeten Arten Steinkauz, Wiedehopf, Wendehals und Gartenrotschwanz. Viele dieser Arten finden Ihre Nahrung in der Luft oder am Boden unter den Obstbäumen und nutzen den Baum selbst als Brutraum. 

 

Das obere Stockwerk – die Baumkrone.  

Die Baumkrone hat ebenfalls für zahlreiche Tierarten ein bedeutende Brut-, Nahrungs-, und Lebensraumfunktion. So brüten zum Bsp. Kernbeißer und Buchfink lieber im inneren Bereich der Baumkrone und der Girlitz und Stieglitz im äußeren Bereich. Noch wesentlicher ist die Raumaufteilung bei den Gliederfüßern. Nahrungs- und Brutplätze gibt es in den Zweigen, Knospen, Blüten, Blättern oder Früchten.

 

So kann die Artenvielfalt in Streuobstwiesen gefördert werden

  • Ansitzstangen für Greifvögel und das Belassen von Reisig- und Steinhaufen als Unterschlupf für Marder, Wiesel, Igel und Reptilien dient nicht nur dazu Tierarten einen Lebensraum zu bieten. Auch Mensch und Obstbaum profitieren davon, in dem sich das natürliche Gleichgewicht zwischen Jägern und ihrer Beute – z.B. Mäuse – einstellen und Schäden geringgehalten werden.
  • Totholz in verträglichem Ausmaß erhalten.
  • Vögel fressen Unmengen an Insekten. Nistmöglichkeiten im Baum oder Nistkästen helfen Schädlinge im Zaum zu halten.
  • Viele Obstarten, viele Sorten, Sträucher, Begleithecken anlegen.
  • Schlagweise Mahd der Wiese unter den Streuobstbäumen erhält den Lebensraum wirbelloser Tiere und fördert Nützlinge.
  • Förderlich ist auch das überjährige Stehenlassen von ungemähten Streifen. In Ihnen können Eier, Larven und Raupen von Insekten überwintern.
  • Zusammenhänge der Natur erkennen und beobachten.
  • Pflege von Obstbäumen. Vergreiste Bäume sterben früher ab und stehen dann auch nicht mehr als Lebensraum zur Verfügung.
  • Rechtzeitig wieder junge Obstbäume nachpflanzen – Durchmischung des Baumalters!

 

Literatur

  • ARGE Streuobst Österreich (2024): Streuobst in Österreich. Erhalten durch Pflege und Nutzen. Seite 42 ff
  • Maurer J., Kajtna B., Heistinger A. (2019): Handbuch Bio Obst. Arche Noah. S. 129 ff; 234 ff
  • FIBL: Merkblatt (2003): Biologischer Obstbau auf Hochstämmen. 2003 Ausgabe Österreich. S.4-5
  • Zehnder Markus, Weller Friedrich (2006): Streuobstbau. Obstwiesen erleben und erhalten. Eugen Ulmer KG