Allgemeine Beschreibung
Die Joiser Einsiedekirsche ist eine der bekanntesten Kirschsorten in Jois und in den angrenzenden Gemeinden im nördlichen Burgenland. Sie wird seit ca. 100 Jahren in dieser Gegend zwischen dem Leithagebirge und dem Neusiedler See angebaut. Es handelt sich vermutlich um einen Zufallssämling. Zum ersten Mal pomologisch beschrieben wurde sie von F. BODO, 1936, der sie als eine der besten Markt- und Einsiedekirschen bezeichnet. Einsiedekirschen sind schwarze, halbfeste bis feste Knorpelkirschen, deren Früchte sich insbesondere für die Verarbeitung zu Marmelade, Kompott oder Saft eignen.
Im Joiser Haniftal wurden vor 80 Jahren viele Bäume der Joiser Einsiedekirsche ausgepflanzt. Die Früchte wurden damals sehr geschätzt und zu guten Preisen an Händler verkauft, die unter anderem auch Wien mit Frischkirschen versorgten. Auch heute stehen hier noch einige sehr alte, mittlerweile aber teilweise stark beschädigte Bäume.
Nach heutigen Maßstäben ist die Joiser Einsiedekirsche für den Frischmarkt zu kleinfrüchtig. Als Verarbeitungskirsche wird sie jedoch nach wie vor sehr geschätzt. Im Vergleich zu vielen hellroten modernen Kirschsorten, ist das gehaltvolle Fruchtfleisch sehr reich an Polyphenolen. Dazu gehören auch die farbgebenden Anthocyane, die aufgrund ihrer antioxidativen Wirkung als gesundheitsfördernd gelten.
Die Frucht reift in der 3. Kirschwoche (ca. um den 9. Juni). Sie hat eine tief schwarze Fruchthaut zur Vollreife, eine stumpf herzförmige Fruchtform sowie tiefschwarzes, halbfestes Fruchtfleisch mit tintenhaft färbendem Saft. Der Geschmack ist angenehm gewürzt und durch leichte Säure gehoben. Vor der Vollreife schmeckt die Frucht leicht bitter.
Pomologische Beschreibung „Joiser Einsiedekirsche“
Frucht
Fruchtmuster: mehrere ca. 80-j. Hochstämme, UL unbekannt, wahrscheinlich Sämling, Haniftal, Jois
Größe: 18,4-21,0 mm hoch, 18,7-23,6 mm breit, 16,4-20,0 mm dick, 4,2-6,5 g schwer
Form: stumpf herzförmig, Nahtseite leicht gewölbt, Rückenseite rund mit deutlicher Furche
Fruchthaut: tief schwarz mit rötlich-braunen Sprenkeln, glänzend
Fruchtfleisch: Halbfest, gehaltvoll, dunkelrot bis schwarzrot mit stark färbendem Saft
Stielseite: stark geschultert, Stielgrube mittelbreit, mitteltief
Stempelseite: Der mittelgroße Stempelpunkt befindet sich leicht zur Nahtseite verschoben in einem seichten Grübchen
Stein: länglich oval bis eiförmig, von der Nahtseite gesehen breit elliptisch bauchig, Spitzchen fehlt
Stiel: mittellang, dünn, grün, in der Vollreife bei manchen Früchten rötlich überlaufen
Erntereife: 3. Kirschwoche, im nördl. Burgenland in der 2. Juniwoche
Literatur:
BODO, F. 1936: Burgenlands Kirschensorten. - Neusiedl am See: Druck Victor Horváth
Text und Fotos: Elisabeth Schüller, Theresa Spörr, Andreas Spornberger
Folder mit pomologischer Beschreibung zum Download