Obst-Inventur Österreich

Obst-Inventur Österreich

Die Genetische Charakterisierung unserer Obstsammlungen

Foto: Arche Noah

Wie viele verschiedene Obstsorten es in Österreich gibt, kann man derzeit nicht sagen. Mit dem Projekt “Obst-Inventur Österreich” ändert sich das nun endlich. Die österreichischen Obstsammlungen werden miteinander vernetzt und die dort erhaltenen rund 5.200 Obstsorten über den genetischen Fingerprint eindeutig charakterisiert.

Die österreichische Biodiversitäts-Strategie möchte den Verlust der Biodiversität in Österreich stoppen. Ein Schwerpunkt der Strategie ist das Monitoring – also der Überwachung der biologischen Vielfalt. Das Wissen um den Zustand und die Entwicklung der Biodiversität ist eine zentrale Voraussetzung für deren effektiven Schutz. Auch die Kulturpflanzenvielfalt inklusive der Obstvielfalt ist Teil der Biodiversität.

Der Verein ARCHE NOAH initiiert das Projekt Obst-Inventur Österreich und setzt damit einen Meilenstein in der Geschichte der Erhaltungsarbeit Obstgenetischer Ressourcen in Österreich.

Das Projekt hat das Obst-Team der ARCHE NOAH beim Biodiversitätsfonds eingereicht und im März 2022 vom Klimaministerium bewilligt bekommen.

Biodiversitäts-Strategie:

Die österreichische Biodiversitäts-Strategie möchte den Verlust der Biodiversität in Österreich stoppen. Ein Schwerpunkt der Strategie ist das Monitoring – also die Überwachung oder Beobachtung der biologischen Vielfalt. Das Wissen um den Zustand und die Entwicklung der Biodiversität ist eine zentrale Voraussetzung für deren effektiven Schutz.

Erhaltung unserer Obstsorten

Für die effektive Erhaltung der Obst-genetischen Ressourcen in Österreich im Sinne der Biodiversitäts-Strategie braucht es eine fundierte Datengrundlage. Diese ist in Österreich nicht gegeben. Die Anzahl an noch vorhandenen Obstsorten bzw. Obst-genetischen Ressourcen in Österreich ist nicht bekannt. Es gibt keine exakten Daten wie viele Sorten in Österreich noch vorkommen und welche davon in Sammlungen abgesichert sind. Das ist problematisch für die Erhaltungsarbeit.

Wie es derzeit um die Obstsorten in Österreich steht, dafür gibt es Hinweise aus Kleinprojekten: Zum Beispiel in der Gemeinde Purbach am Neusiedlersee konnten im Jahr 2013[1] nur noch 15% des ursprünglich vorhandenen Kirschen-Bestandes gefunden werden. Es muss davon ausgegangen werden, dass mit den Bäumen auch einige alte Sorten dadurch verloren gegangen sind.

Ein Teil der Obstvielfalt wird in verschiedenen öffentlichen und privaten Genbanken in ganz Österreich erhalten. Darunter die staatliche Genbank in Klosterneuburg, die Länder-Sammlungen Haidegg, Tirol und Kärnten, Sammlungen von Bildungseinrichtungen wie der BOKU, Wien, landwirtschaftlichen Fachschulen und eine Reihe privater Sammlungen wie z.B.: OSOGO in Oberösterreich. Diese Sammlungen wurden jedoch nicht untereinander abgeglichen und bisher nur teilweise auf Sortenechtheit überprüft. Weiters sind sie wenig vernetzt – ein gemeinsames Verzeichnis (z.B.: in Form einer Datenbank) fehlt bisher.

Ein weiteres Problem ist die exakte Identifizierung der Sorten. Diese wurde bisher über pomologische Beschreibungen und Vergleich mit vorhandener Literatur gemacht, also an Hand morphologischer, phänotypischer Merkmale. Diese Merkmale unterliegen jedoch den Umwelteinflüssen und variieren teilweise sehr stark von Jahr zu Jahr und von Standort zu Standort. Eine exakte Bestimmung und Identifizierung sowie der Abgleich mit anderen Sammlungen rein auf Basis der vorhandenen pomologischen Daten ist daher bei vielen und v.a. bei seltenen und nur lokal verbreiteten Sorten nicht möglich.

Molekularbiologische Untersuchungen

Molekularbiologische Untersuchungen von Obstsorten mit genetischen Markern (SSR-Markern) bezwecken die Erstellung eines genetischen Fingerprints, der für jede Sorte charakteristisch ist und von Umwelteinflüssen unabhängig. Über den Abgleich mit Daten aus vorhandenen Datenbanken (z.B.: Deutsche Genbank Obst – DGO, Schweizer Genbank, etc.) können unbekannte oder zweifelhaft bestimmte Sorten exakt identifiziert werden. Bedingt können auch Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Sorten festgestellt werden.

Im Rahmen des Projektes wird ein genetischer Fingerabdruck (Fingerprint) jeder Obstsorte in den Obstsammlungen Österreichs erstellt. Dazu werden Blattproben von den Bäumen in den Sammlungen genommen und für die genetische Analyse an ein Institut in der Schweiz geschickt. Dort wird die genomische DNA aus den Blättern extrahiert, eine PCR gemacht und die Länge ganz bestimmter Genabschnitte genau gemessen. Die Längen dieser Genabschnitte unterscheiden sich von Sorte zu Sorte und das gesamte Längen-Profil ist für eine bestimmte Sorte charakteristisch. So können die Sorten eindeutig bestimmt bzw. der angegebene Sortenname verifiziert werden. Es können Duplikate und Fehler in den Sammlungen gefunden werden und unbekannte Sorten aufgedeckt. Ergebnis ist eine Liste an Sorten, die wir derzeit in den Österreichischen Sammlungen abgesichert haben.

Mit der genetischen Analyse sämtlicher Akzessionen aus allen Österreichischen Sammlungen in den nächsten 2 Jahren werden wir einen ersten Schritt setzen um eine der vorhandenen Lücken im Monitoring der Biodiversität zu schließen. Das ist ein wichtiger Meilenstein für die aktive Erhaltung der wertvollen seltenen Obstsorten in Österreich.

ARGE Streuobst

[1] Schüller, E; Buttinger-Kreuzhuber, T; Holler, C; Spornberger, A (2013): Complete survey of cherry tree population in a community in Burgenland using a newly designed system for tree condition and life stage. 3rd International Horticultural Conference for Post-graduate Students 2013, Lednice, CZECH REPUBLIC, OKT 23-24, 2013

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