Pflanzen von jungen Streuobstbäumen
Bei der Pflanzung eines jungen Obstbaumes wird die Basis für einen vitalen, ertragreichen HochstammObstbaum gelegt. Daher sollen die Baumpflanzung, der erste Baumschnitt, der sogenannte Pflanzschnitt, und weitere Pflegemaßnahmen besonders sorgfältig durchgeführt werden.
Die Baumpflanzung – 10 Schritte zum Erfolg
1. Pflanzloch graben: Das Pflanzloch sollte rund ein Drittel größer sein als der Wurzelballen des Baumes. Vorsicht bei der Tiefe! Zu tiefe Pflanzlöcher verleiten dazu, auch den Baum zu tief in die Erde zu setzen. Die Veredelungsstelle muss immer über dem Erdniveau liegen. Unterboden und Oberboden getrennt neben das Pflanzloch legen und wieder in der richtigen Reihenfolge zurück in das Loch geben.
2. Wühlmausgitter im Pflanzloch auslegen: Als Wühlmausgitter eignet sich ein möglichst engmaschiges Sechskantgeflecht, oft auch Hasengitter genannt, das auf sandigen Böden oder Böden mit hohem pH-Wert möglichst nicht verzinkt sein soll. Das Gitter verrottet im Lauf der Zeit im Boden und behindert dann die Wurzeln des Baumes nicht beim Wachsen. Am besten eignet sich Gitter mit einem Meter Breite, weil dann nicht gestückelt werden muss. Von der Rolle die notwendige Länge abschneiden und wie ein Tuch in die Grube legen. Die Enden müssen aus dem Pflanzloch herausschauen.
3. Baumpfahl einschlagen: Der Baumpfahl soll aus Hartholz wie z.B. Lärche oder Akazie sein, damit er mindestens fünf Jahre stehen bleiben kann, ohne getauscht werden zu müssen. Er sollte bei Halbstämmen mindestens 180 cm, bei Hochstammbäumen besser 220-250 cm hoch sein und einen Durchmesser von fünf bis sieben Zentimeter haben. Der Pfahl soll an der windzugewandten Seite im Pflanzloch positioniert werden. Laubholzbaumpfähle mit Rinde können für den Obstbaum wegen borkenbewohnender Insekten problematisch sein und sollten daher nicht verwendet werden. Beim Einschlagen des Baumpfahles sollte man darauf achten, dass man das Wühlmausgitter nicht zerstört. Wird das nicht beachtet, nutzen die Wühlmäuse die Löcher im Gitter als Eintrittspforte zum Wurzelballen.
4. Erde als Pflanzkegel ins Pflanzloch einfüllen: Die ausgehobene Erde kann bei schlechter Erdqualität mit reifem Kompost oder torffreier Pflanzerde aus dem Handel vermischt werden. Keinen frischen Mist oder Kompost in das Pflanzloch geben – die Wurzeln können dadurch Schaden nehmen.
5. Baum einsetzen: Auf den Erdkegel wird nun der Baum gestellt und der Wurzelballen mit Erde bedeckt. Dabei „Einschlämmen“, das bedeutet immer wieder kleinere Wassermengen über die Erde gießen, um einen festen Schluss zwischen Wurzeln und Erde zu gewährleisten. Darauf achten, dass unter dem Wurzelballen keine Hohlräume sind. Der Baum soll senkrecht im Pflanzloch stehen, die Äste der Krone gleichmäßig in alle Himmelsrichtungen weisen. Die Veredelungsstelle muss oberhalb des Bodenniveaus sein. Der Baum wird so tief gepflanzt, wie er in der Baumschule im Erdreich gestanden ist. Das heißt, die obersten Wurzeln sind gerade mit ein wenig Erde bedeckt.
6. Pflanzloch zuschütten und nochmals die Veredlungsstelle kontrollieren.
7. Die Enden des Wühlmausgitters werden nach innen zum Stamm hin zusammengefaltet und dadurch geschlossen, sobald das Pflanzloch mit Erde gefüllt ist. Sie sollten rund um den Stamm einen Kragen bilden, dessen Ränder nach außen abstehen, damit die Mäuse nicht durch die Öffnung am Stamm zum Wurzelballen hineinklettern können.
8. Abwechselnd Erde festtreten und eingießen: Je nach Bodenqualität sollten 10–20 Liter Wasser gegossen werden. Leichtere, sandige Böden benötigen mehr Wasser als lehmige Böden. Nach dem Ende der Pflanzarbeit sollte mindestens zwei Wochen lang alle zwei bis drei Tage die Bodenfeuchte kontrolliert werden. Bei Trockenheit nach Bedarf gießen. Lieber einmal durchdringend und stark gießen als öfter wenig, weil sonst das Wasser nicht bis zu den Baumwurzeln durchdringt.
9. Gießmulde aus Rasenziegeln anlegen: Die vom Ausheben des Pflanzloches übrigen Rasenziegel kreisförmig rund um die äußere Kante des Pflanzloches legen. Dadurch bildet sich eine Gießmulde, die bei Bedarf mit Wasser gefüllt werden kann. Die Baumscheibe selbst sollte mindestens drei Jahre bewuchsfrei bleiben. Um sich das Jäten der Baumscheibe zu sparen, können einjährige Sommerblumen oder Gründüngung eingesät werden. Einjährige Saatgutmischungen mit heimischen Blütenpflanzen in der Baumscheibe sehen hübsch aus, verhindern Nährstoffkonkurrenten und bieten Nützlingen Unterschlupf und Nahrung.
10. Befestigung und Baumschutz anlegen: Zum Abschluss wird der junge Baum am Baumpfahl befestigt und ein Stammschutz gegen Wildverbiss und Weidevieh angebracht. Dazu gibt es verschiedene Modelle, je nach Bedarf und Unternutzung. Möglichst darauf achten, dass der Schutz luftdurchlässig ist (am besten eignet sich ein Gitter), damit kein zu feuchtes Mikroklima darunter entsteht und rindenschädigende Pilze sich ausbreiten können.
Junge Obstbäume werden in den Baumschulen wie folgt angeboten:
Wurzelnackt: billig, Wurzelballen trocknet leicht aus, Pflanzung nur im unbelaubten Zustand möglich, positiv ist, dass man Zustand und Qualität der Wurzel gut erkennen kann.
Containerbäume: teuer, Wurzel kann sich im Topf nicht gut entwickeln, wenn der Baum zu lange im Topf gestanden ist (Wachstumsdepression), Pflanzung ist jederzeit möglich.
Aufzucht von jungen Obstbäumen
Wichtig ist, dass nach der Pflanzung in den ersten drei Standjahren einige Dinge regelmäßig überprüft werden:
- Funktioniert der Baumschutz (Verbiss-Schutz) noch?
- Wachsen die Anbindemittel in den Stamm ein?
- Lassen die Anbindemittel das Absinken des Baumes nach unten während des Setzens der Pflanzerde zu?
- Dient der Baumpfahl tatsächlich als Stütze für den Baum?
- Ist der Zuwachs der einjährigen Triebe im 2. Standjahr mindestens 20 cm lang?
- Ist eine Düngung notwendig (Kalken der Stämme)?
- Ist die Baumscheibe in Ordnung?
Grundsätzlich gilt: Die erfolgreiche Aufzucht der jungen Streuobstbäume beginnt mit der Pflanzung, aber sie endet nicht damit! Auch wenn in Summe der Aufwand gering ist, so muss man doch pro Jungbaum in den ersten fünf Standjahren ungefähr eine Stunde pro Jahr investieren.
Die Baumscheibe
Die wichtigste Maßnahme in den ersten drei Standjahren ist es, die Baumscheibe von etwa einem Meter Durchmesser von Wurzelkonkurrenz freizuhalten. Starkwüchsige Gräser entziehen mit ihren tiefreichenden Wurzeln nicht nur Wasser und Nährstoffe, sie bieten auch Unterschlupf und Deckung für Mäuse, die wiederum sowohl Wurzeln als auch den Stamm annagen können.
Dies kann entweder durch Mulchen, Abdecken des Bodens mit einer Folie oder durch Jäten verhindert werden. Wird die Variante „Mulchen“ gewählt, soll die Mulchschicht im Winter entfernt werden, da sonst die Gefahr einer Schädigung durch Wühlmause besteht. Eine biodiversitätsfördernde Variante ist die Einsaat mit einjährigen Gründüngungspflanzen, die im Herbst abfrieren und dann oberflächlich eingearbeitet werden können. Bewährt haben sich dabei Ringelblume (Calendula), Bienenfreund (Phacelia), aber auch Tagetes oder niedrige Saatgutmischungen heimischer Blütenpflanzen, die im Handel erhältlich sind. Die Blüten der Gründüngung bieten Nahrung und Unterschlupf für Nützlinge, wie Schwebfliegen, Spinnen, Marienkäfer und Florfliegen, die wiederum ihren Teil bei der Reduktion von Schädlingen – vor allem der Blattläuse – beitragen.
Der Baumschutz
Selbstverständlich sollte, vor allem bei beweideten Flächen, aber auch bei Wilddruck, der Baumschutz penibel kontrolliert und bei Bedarf umgehend erneuert werden. Dazu gehört auch, dass der Baumpfahl den Baum weiterhin stützt.
Die Kontrolle, ob der Holzpfahl als Stütze dient, ist aus folgendem Grund wichtig: wird ein junger Baum gepflanzt, bildet er beim Wachsen Haarwurzeln aus. Ist nun der Baum Wind und Wetter ohne Stütze ausgesetzt, reißen diese Haarwurzeln in der Erde bei jeder Bewegung des Baumes immer wieder ab, wodurch sich der Anwachsprozess verlangsamt. Gleichzeitig ist aber auch wichtig, dass die Befestigung nicht zu eng geschnürt ist und der Stamm genug Platz zum Wachsen hat.