Allgemeine Beschreibung
Der Lütticher Rambour soll als Streuobstsorte des Jahres 2011 zeigen, dass Obstvielfalt und Streuobstbau für viele Menschen Kultur, Ästhetik, Genuss und Lebensfreude bedeuten. Die private Beschäftigung mit Obstsorte darf nicht als bloße „Liebhaberei“ abgetan werden. Das heutige Wissen um die Bestimmung und Nutzung der verschiedenen Sorten wird in hohem Ausmaß von sogenannten Amateuren getragen. Ohne das Engagement dieser Obstbegeisterten wären auch hunderte Obstsorten und viele Obstbäume für immer verschwunden. Der Lütticher Rambour wird im Katalog der Baumschule Artner angeboten ist auf Anfrage auch in anderen Baumschulen erhältlich.
Die ursprünglich aus Belgien stammende Sorte gab es bis vor wenigen Jahren nur mehr ganz vereinzelt. Über 100 Jahre alte Baumexemplare stehen in Obernberg. Kons. ÖR. Josef Dieplinger hat diese Sorte wiederentdeckt und über Jahre auf Lagerfähigkeit und Verarbeitungsqualität geprüft. Die hervorragenden Eigenschaften sind: kräftiger Baumwuchs, großfrüchtig, bestens geeignet zur Herstellung von Saft, Most und Essig. Ein vorzüglicher Strudelapfel, der sich auch sehr lange lagern lässt. Lütticher Rambour ist - ein wertvoller und empfehlenswerter Apfel für den heimischen Streuobstbau.
Pomologische Beschreibung "Lütticher Rambour"
von Dr. Siegfried Bernkopf
Synonyme, Herkunft, Verbreitung
„Rambour de Liége“; Lüttich (Belgien), vor 1850; in Oberösterreich vereinzelt im Innviertel anzutreffen
Frucht
Größe: groß, 64-76 mm hoch, 85-95 mm breit, 182-326g schwer
Form: sehr variabel, kugelig bis flachkugelig, mittelbauchig, teils stark ungleichhälftig; Querschnitt unregelmäßig rund bis schwach eckig; Relief flachrippig Schale: glatt, glänzend, mitteldick, zäh; Grundfarbe grünlichgelb; Deckfarbe bräunlichrot, marmoriert und darüber partiell dunkler rot gestreift bis geflammt, Deckungsgrad 50-75%; Lentizellen zahlreich, klein, hellbraun, teils hellgelb umhoft, auffällig
Stielbucht: mitteltief, mittelbreit; kurzstrahlig grünlichgrau berostet; Rand glatt
Stiel: kurz, 10-14mm, mitteldick, holzig, braun
Kelchbucht: mitteltief bis flach, meist eng, stark faltig bis rippig; Rand grobrippig
Kelch: groß, geschlossen, seltener halb offen; Blättchen zusammengeneigt, kurz, an der Basis grau, vereint; Spitzen grau, teils kurz zurückgebogen
Kelchhöhle: mittelgroß, kegelförmig
Kerngehäuse: mittelgroß, mittelständig; Achse gering hohl; Kammern mittelgroß, geschlossen bis schlitzartig offen; Wände bogenförmig, mittelstark gerissen; wenige Kerne, klein, länglichoval, dunkelbraun, schlecht ausgebildet; Gefäßbündel im Fruchtlängsschnitt herz- bis zwiebelförmig
Fleisch: cremefarben, sehr fest, grobzellig, saftig; angenehm säuerlichsüß, ohne Würze; 50-62°Oechsle
Baum
Wuchs: sehr stark; Krone auf Sämling breitkugelig
Sonstige Eigenschaften: hoch tolerant gegen Holzfrost, gering schorfanfällig, mehltau-tolerant
Verwendung: für Küche, Saft und Most
Erntereife: Mitte Oktober; Genussreife: November bis Mai Fruchtmuster:
ca. 100-jähriger Hochstamm. Gemeinde Obernberg/Inn
Literatur
Bernkopf S.: Von Rosenäpfeln und Landlbirnen, 65, Trauner Verlag, Linz 2011
Diel A.F.A.: Beschreibungen der vorzüglichsten in Deutschland vorhandenen Kernobstsorten, 49-52, Stuttgart 1832
Stoll R.: Österreichisch-Ungarische Pomologie, 111-112, Klosterneuburg 1888